GRÜNDUNG 1976

v.l.n.r. obere Reihe:
Edi Kallenborn  †
Christian Schneider
Anne Blass
Manfred Klein
Günther Werner
Elisabeth Olbrich
Dieter Steinhausen
Herlo Irsch
Klaus Mäder

v.l.n.r. untere Reihe:
Georg Damerau †
Josef Schöner †
Wolfgang Maas
Rolf Janke †

CHRONIK

150 Jahre „Lebacher Faasend 1854 – 2004

Vor genau 150 Jahren –im Januar 1854- gründeten Lebacher Bürger, von denen heute leider niemand mehr lebt, den Karnevalverein Lebach „M´rr machen, watt m´rr kennen“.

Mit Stolz können heute die Lebacher Karnevalisten auf die vergangenen 150 Jahre zurückblicken. Dieser lange Zeitraum ist mit Sicherheit ein Beweis dafür, dass kontinuierliche Zusammenarbeit aller Lebacher Karnevalisten und das Interesse und die Mitarbeit weiter Bevölkerungskreise immer vorhanden waren, um die „Lebacher Faasend“ über diesen sehr langen Zeitraum zu erhalten.

Leider sind aus der Gründerzeit nur noch wenige Unterlagen vorhanden. Die Tatsache jedoch, dass vor 150 Jahren der Karnevalverein Lebach gegründet wurde, bezieht sich auf Überlieferungen aus verschiedenen Protokollen und Schriften, aus denen folgendes hervorgeht:

In dieser Zeit, also vor 150 Jahren, gab es in Lebach ein sogenanntes Friedensgericht, das einige Jahre später in das Amtsgericht Lebach umbenannt wurde. Bei diesem Amtsgericht, das seinerzeit zum Oberlandesgerichtsbezirk Köln gehörte, waren zum größten Teil Mitarbeiter beschäftigt, die aus Köln und Umgebung nach Lebach versetzt waren. Durch diese aus der rheinischen Karnevalsmetropole stammenden Justizbediensteten und deren Angehörige wurde das närrische Treiben nach Lebach gebracht.

Die immer aufgeschlossene und gastfreundliche Bevölkerung von Lebach, die, damals wie heute, gerne bereit war, Feste zu feiern, bei Heiterkeit und Frohsinn mitzumachen, war zu diesem Zeitpunkt nur allzu gerne bereit, die mitgebrachte Idee aufzugreifen, um das närrische Treiben, das man in dieser Form nur vom Hörensagen kannte, auch in Lebach in die Tat umzusetzen.

Nach Vorsprache bei dem damaligen Bürgermeister von Lebach, Johann Baptist Reusch, der auch gleichzeitig Reichstagsabgeordneter war, setzte man sich mit den Kölnern zusammen und gründete den Karnevalverein M´rr machen, watt m´rr kennen“, wobei die Neu-Lebacher mit tatkräftiger Mithilfe und Beratung, sowie mit ihren mitgebrachten Ideen diese Gründung stark beeinflusst haben.

Unmittelbar nach der Gründung dieses Karnevalvereins veranstaltete man schon in der Session 1854 ein karnevalistisches Volksfest, wobei sich die Darbietungen und Aktivitäten zunächst noch darauf beschränkt haben, sich zu verkleiden, um als „Faasendbootz“ unerkannt durch die Straßen zu laufen und sich bei Musik und Tanz auszutoben.

Von 1912 bis 1928 gab es keinen Karnevalverein. Jedoch kümmerte sich der Turnverein Lebach mit Damensitzungen und Maskenbällen um den Weiterbestand der karnevalistischen Traditionen. In der ersten Nachkriegszeit waren Straßenumzüge verboten. Die erfolgreiche Wiederaufnahme der Vereinstätigkeit im Jahre 1928 war um so erstaunlicher, weil sich die beginnende Weltwirtschaftskrise sich mit ständig steigenden Arbeitslosenzahlen auch in Lebach bemerkbar machte.

In einem ausführlichen Bericht der Saarbrücker Landeszeitung über den Lebacher Faasendumzug 1928 heißt es: „Auch im Saargebiet gibt es Orte, wo sich schon seit langer Zeit ein Karnevalsleben und –treiben herausgebildet hat, an dem die ganze Bevölkerung der Orte teilnimmt und wo die Veranstaltungen noch den Charakter eines Volksfestes tragen, eines Volksfestes im guten Sinne. Durch Zufall hatte ich ….. Gelegenheit, ein solches karnevalistisches Fest zu schauen, das mir wegen seiner Urwüchsigkeit, seiner Originalität, seiner prachtvollen Aufmachung, vor allen Dingen aber auch wegen seiner Anständigkeit viel Freude gemacht hat.“

Geprägt waren die Lebacher Faasendumzüge der 20er und 30er Jahre durch ein übergreifendes Thema, z.B. Völkerbundversammlung 1928, Lebach im Märchenland 1929. Die Zigeuner kommen 1930. Der Lebacher Anzeiger ist seinerzeit voll des Lobes und schreibt am 12.02.1929: „Lebach darf sich rühmen, als einziger Ort des Saargebietes, derartiges auf die Beine zu bringen.“ Am 07.02.1929 schreibt er: „Diese Veranstaltungen sind wirklich schön und haben kulturgeschichtlichen Wert. Wenn die Karnevalsfreuden im Rahmen der guten Sitten und des Anstandes bleiben, sind sie eine harmlose Volksbelustigung, die für Stunden die Alltagssorgen vergessen und im Strudel des Frohsinns untertauchen lassen.“

Den positiven Ausnahmecharakter der Fastnachtszeit bestätigen auch Zeitungen, die betonen, dass „ansonst verschlossene Menschen an diesen Tagen mit Eifer dabei waren, dass den Jugendlichen beider Geschlechter vieles erlaubt wurde, was im Alltag nicht geduldet worden wäre. Wenn es darum ging, etwas auf die Beine zu stellen, sei man sich einig gewesen. „M´rr machen, watt m´rr können“ lautete der Name der Großen Karnevalsgesellschaft Lebach. Ohne Selbstüberschätzung wurde Leitung geboten, die alljährlich von tausenden Besuchern honoriert wurde.“

1931 musste die Karnevalsgesellschaft erste Konsequenzen aus der sich zuspitzenden Wirtschaftskrise ziehen. Der Lebacher Anzeiger schreibt am 24.01.1931: „Mit Einmütigkeit und Einstimmigkeit ist beschlossen worden, im Hinblick auf die augenblicklich herrschende Notzeit, keine Damensitzungen abzuhalten und auch die Fastnachtdienstagsveranstaltung ausfallen zu lassen. Dann soll wieder, wenn es die wirtschaftlichen Verhältnisse einigermaßen erlauben, der alte Fasching nach Lebacher Art wiederkehren zum billigen Vergnügen aller Mitwirkenden und Zuschauer und nicht zuletzt zur Hebung und Förderung unseres lieben Heimatortes Lebach, der sich auch durch seine Fastnachtsveranstaltungen in weitester Umgebung einen ganz besonderen Ruhm erworben hat.“

Bei einer Umfrage, die aus Anlass des 100jährigen Bestehens im Jahre 1954 veranstaltet wurde, erzählten damals über 80- und 90jährige Mitbürger, dass sie schon als Kinder bei den karnevalistischen Veranstaltungen mitgemacht und zum Teil schon als Aktive im Karnevalverein mitgewirkt haben. Von ihnen wurde auch berichtet, dass an Fastnacht-Dienstag, wenn sich der Umzug durch Lebach bewegte, das ganze Dorf auf den Beinen war, um auf einem dekorierten Wagen oder in einer Fußgruppe, verkleidet oder kostümiert, mitzuwirken.

Die Umzüge selbst, die schon damals viele Menschen aus den benachbarten Dörfern nach Lebach anlockten, standen unter einem bestimmten Motto, wie z.B. „Zirkusleben“, „Das Leben fremder Völker“, „Zigeunertreiben“, „Erstürmung von Tripolis“, „Lebacher Jahrmarkt“ usw.

Die ersten Bilder, die nach Entstehen der Fototechnik, von dem Lebacher „Faasendtreiben“ gemacht wurden, verdanken wir einem Herrn Friedrich Scheidt, der aus dem damaligen Gasthaus „Zur Traube“ stammte und der erste Fotograf in Lebach war.

In Lebach wird also „Faasend“ nachgewiesenermaßen schon 150 Jahre als Volksfest gefeiert. Durch Kriegseinwirkungen oder Naturkatastrophen gab es verständlicherweise während dieser langen Zeit auch einige Unterbrechungen. Doch immer wieder gab es Lebacher Narren, die die Faasend wieder ankurbelten und das bekannte närrische Treiben neu entstehen ließen.

Im Jahre 1954 wurde das 100jährige Bestehen des Karnevalvereins gefeiert. Mit einer Vielzahl von Veranstaltungen und einem an Prunk und Mitwirkenden nicht mehr zu überbietenden Umzug, der damals ausnahmsweise an Fastnacht-Sonntag durchgeführt wurde, wurde dieses Jubiläum begangen.

Unter der närrischen Regentschaft von „Prinz Franz II. von Menn-Tan-Unionien und Prinzessin Agi I. aus dem Geschlechte der Mahagonier, stellte der Umzug in vier Abschnitten das bewegte Leben eines Hundertjährigen dar. Viele schöne Sessionen mit wöchentlichen Kappensitzungen und prachtvollen Gala-Sitzungen folgten unter der Mitwirkung einer Vielzahl von Aktiven. Unter der Regie der damaligen Elferratspräsidenten Toni Mees und Kilian Schäfer wurden die Gala-Sitzungen im Saale Strässer, Gasthaus zur Traube, durchgeführt. Für den traditionellen Jägerball, der viele Besucher aus dem ganzen Saarland anlockte, wurde auch das daneben liegende Hotel Klein einbezogen.

Nicht zu vergessen sind hierbei auch die traditionellen Bälle des Turnvereins und des Taubenvereins Lebach, die das Veranstaltungsprogramm abrundeten. Viele erinnern sich heute noch an die damaligen Aktiven, Paul Kallenborn, Hans Spang, Heinz Klein, Boullays Bub, Rosi Gross, Schetzen Gitta, Wolfgang Maas, Felix Boullay, um nur einige Namen zu nennen. Die Schönheit an der Wand, die Büttenvorträge, die Gesangsgruppen, das waren alles Darbietungen, die schon damals bühnenreif waren. Viele Umzüge wurden in dieser Zeit durchgeführt. Man erinnert sich an die Umzüge „Kinderfaasend“, „Filmtitel“, „Tiger von Eschnapur“, „Sphinx“, „Der fliegende Teppich“ oder an den langen Balken, auf dem sich damals der Elferrat durch die Straßen Lebach´s quälen musste.

1962 erschütterte ein schweres Grubenunglück auf der Grube Luisenthal das ganze Saarland. Viele Bergleute mussten dabei ihr Leben lassen und im ganzen Saarland, insbesondere in unserer Region, waren viele Familien davon betroffen. Die damalige Landesregierung, mit dem Ministerpräsidenten Dr. Franz-Josef Röder, machte einen Aufruf an die saarländische Bevölkerung, auf die Fastnachtsveranstaltungen zu verzichten.

In einer sofort einberufenen Mitgliederversammlung des Karnevalvereins wurde beschlossen, diesem Aufruf zu folgen und die Session ausfallen zu lassen, um so das Mitgefühl für die von dem Unglück betroffenen Menschen zu bekunden. Da zu diesem Zeitpunkt bereits enorme finanzielle Verpflichtungen eingegangen waren, so war z.B. der Saal fertig dekoriert, die Musikkapellen waren vertraglich verpflichtet und bestanden auf die Zahlung des vereinbarten Honorars, so z.B. auch das damalige Orchester Manfred Minnich vom Saarländischen Rundfunk. Im Karnevalverein war man damals der Meinung, dass wegen des besonderen Ereignisses, auf die Honorare, zumindest teilweise, verzichtet werden würde. Leider haben diese Beteiligten dies nicht so gesehen. Durch diese hohen Ausgaben, denen keine Einnahmen gegenüberstanden, wurde der finanzielle Ruin des Karnevalvereins eingeläutet, der zu diesem Zeitpunkt eine Sparte des Verkehrsvereins war.

Präsident des Karnevalvereins Lebach war damals der Lebacher Architekt Klaus Schirrmeister und Vizepräsident war Wolfgang Maas. Der Verkehrsverein beschloss dann in einer Mitgliederversammlung im Saale Riehm, Bürgerstuben, die finanziellen Verpflichtungen unter der Bedingung zu übernehmen dass die Sparte Karneval aufzulösen ist. Schweren Herzens mussten dann die Aktivitäten des Karnevalvereins eingestellt werden, da sich der Karnevalverein selbst nicht finanzieren konnte.

Doch die Lebacher Narren legten die Hände nicht in den Schoß, denn es galt, schnellstens wieder die Lebacher Faasendtradition fortzusetzen. Auf eigene Faust versuchte zunächst Wolfgang Maas in mehreren Versammlungen mit Lebacher Vereinen, die er zusammengerufen hatte, diese davon zu überzeugen, unter anderen Voraussetzungen die Lebacher Faasend fortzusetzen.

Seine Idee war dabei, durch die Beteiligung mehrer Vereine das finanzielle Risiko, das ja nicht auszuschließen war, auf mehrere Schultern zu verteilen. Viele Versuche waren notwendig, die Idee umzusetzen. Unermüdlich verfolgte er seine Idee und so gelang es ihm, im Jahre 1966, sechs Lebacher Vereine zu finden, die dann endlich bereit waren. mitzumachen.

Es wurde ein Verein gegründet, dem man den Namen „Interessengemeinschaft Lebacher Karneval (ILKa)“ gab, um die Lebacher Faasend wieder aufleben zu lassen. Die sechs Vereine, die sich bereit erklärten, waren der Turnverein Lebach, der Taubenverein Lebach, der Musikverein Lebach, der Schützenverein Lebach, der Fußballverein Lebach und der Tischtennisclub Lebach. Als Gründer der ILKa war Wolfgang Maas dann auch 10 Jahre, bis zum Jahre 1976, deren 1. Vorsitzender.

Man beschränkte sich zunächst darauf, während der Faasendzeit die traditionellen Bälle durchzuführen, was auch bestens gelang, wenn man an die herrlichen Dekorationen denkt, die seit dieser Zeit den Pfarrsaal in eine närrische Hochburg verwandelten. Vor Beginn der Session stellte die ILKa den Saal mit den Dekorationen in zwei musikalischen Früschoppen vor, wo es zusätzlich noch wertvolle Preise zu gewinnen gab. Durch diese Idee lernten viele Lebacher die Aktivitäten der ILKa und auch den schön dekorierten Saal mit seinen Nebenräumen kennen, was sich dann auch im Besuch der Veranstaltungen niederschlug.

Wolfgang Maas, der damals auch schon 1. Vorsitzender des Turnvereins Lebach war, verstand es, weitere Aktivitäten zu entwickeln, um die Lebacher Faasend anzukurbeln. So wurden z.B. während der närrischen Tage von der Deutschen Bundesbahn Güterwaggons angemietet und an der Rampe neben der Unterführung abgestellt. Diese wurden dann von den Mitgliedern des Turnvereins dekoriert und beheizt und man feierte dort die zunächst noch nicht vorhandene Straßenfastnacht. Auch verlor Wolfgang Maas es nie aus dem Auge, wieder einen Umzug in Lebach auf die Beine zu stellen. Noch vor der Gründung des jetzigen Carnevalvereins Lebach (CVL) aktivierte er mit dem Turnverein die Lebacher Narren und demonstrierte dies mit den ersten Umzügen in den Jahren 1974 und 1975, die mit einem Darlehen des Turnvereins finanziert wurden. Es folgte auch eine der ersten Kappensitzung in der Session 1976, mit dem unvergessenen Vortrag von Wolfgang Maas mit einem Schild vor der Brust mit den Buchstaben „DLFend“, was bedeutete: Die Lebacher Faasend ess noch do“.

Im gleichen Jahr, 1976, wurde dann der Carnevalverein Lebach (CVL) als Nachfolger des alten Karnevalvereins neu gegründet, wobei die offizielle Nachfolge durch eine Urkunde, überreicht durch den unvergessenen Josef Scherer als 1. Vorsitzender des Verkehrsvereins, dokumentiert wurde.

Sehr schnell hatte der CVL viele Anhänger und zählt heute mit zu den stärksten Vereinen seiner Art innerhalb des Kreises Saarlouis. Sehr schnell wurde auch das Fernsehen auf die Gala-Sitzungen des CVL aufmerksam. Viele Sitzungen wurden aufgezeichnet und dann auch gesendet, dem Elferratspräsidenten, Wolfgang Maas, wurde sogar ein längeres Interview im Fernsehen gewidmet, sein Interviewer war damals Jürgen Emig. Inzwischen sind die Veranstaltungen des CVL zu einem festen Bestandteil der Lebacher Faasend geworden. Mehr als 100 Aktive gestalten das karnevalistische Programm, das in jedem Jahr mit dem traditionellen „Faasenddenschdach“ mit über 60 Wagen und Fußgruppen sowie weiteren 1000 Mitwirkenden endet und, wie seit jetzt schon vielen Jahren festzustellen war, wie früher aus Nah und Fern Tausende von Zuschauern anlockt, die ganz genau wissen: „Wenn die Lebacher ebbes machen, dann machen se ett richtig onn ett Wedder machen se aach noch selwer.“ Unvergessen sind bis heute einige Highlights aus dieser Zeit, z.B. „Der Naatswächter“, Kanisius Schmitt, „Die Narrenbrell“, Wolfgang Maas, „Die 2 Retschen“, Tilli Damerau und Monika King, „Das Männerballett“, um nur einige zu nennen.

Auch im Jubiläumsjahr 2004 wird das Lebacher Narrenschiff, humorgeladen und Freude und Frohsinn verbreitend, durch die närrischen Wogen gleiten. Selbstverständlich werden die Veranstaltungen des Jubiläumsjahres besonderen Inhalt und besondere Überraschungen bieten. Der Lebacher Bevölkerung und allen Gästen aus Nah und Fern entbieten wir zum Besuch der Veranstaltungen und beim großen Jubiläumsumzug an Fastnachtdienstag, den 24. Februar 2004 ein herzliches Willkommen in unserer Stadt mit unserem närrischen Gruß

„ Da je ! „

Wolfgang Maas | Ehren-Elferratspräsident